Wednesday, January 14, 2009

Best of Feuilleton 2008

Der Blog Umblätterer, der die Feuilletons der deutschen Tageszeitungen nicht nur präsentiert, sondern auch bewertet, hat zum Beginn des Jahres 2009 ein Best-of von Feuilleton-Artikeln des Jahres 2008 veröffentlicht: "Wir interpretieren das Feuilleton als nicht enden wollenden Gegenwartsroman, mit all seinen literarischen Glanzpunkten und inhaltlichen Schrecklichkeiten. Und dem schönsten aller Texte wollen wir endlich einen Titel verleihen."

Sehr lesenswert sind tatsächlich einige dieser Artikel:

Alex Rühle schreibt über den furchtbaren Jargon der meisten Literaturkataloge:

"Fangen wir also mit dem Offensichtlichsten an, den Adjektiven. Bücher werden eigentlich ausschließlich mit Adjektiven beworben.Und zwar mit so vielen, dass man am Ende kein einziges behalten hat. 

Ein Beispiel, beliebig herausgegriffen. Suhrkamp behauptet, Hans-Ulrich Treichels neuer Roman 'Der Papst, den ich gekannt habe' sei beschwingt, ironisch, herrlich komisch, leichtfüßig und verstörend, unwiderstehlich, fragil und berauschend schnell.

[...]

Oder [...] Schopenhauers 'Parerga und Paralipomena' lesen. Darin heißt es, genauso schwer wie die Kunst des Lesens sei 'die Kunst, nicht zu lesen: Um das Gute zu lesen, ist eine Bedingung, dass man das Schlechte nicht lese: denn das Leben ist kurz, Zeit und Kräfte beschränkt.'"

Benjamin von Stuckrad-Barre, der offensichtlich reifer geworden ist und nicht mehr ganz so furchtbar widerlich wie etwa in Livealbum, das stilistisch mit dem Artikel am ehesten verwandt sein dürfte (zumindest von den Sachen, die ich von ihm kenne), rezensiert eine Lesung von Roger Willemsen, Claus Peymann und Charlotte Roche ohne Charlotte Roche:

"'Schönberg sagt', sagt jetzt der angemessen ratlos zwischen den beiden Rampenradikalen auf dem Podest sitzende Ersatz-Hermann Beil, im Hauptberuf Peymanns Dramaturg, 'ich bin immer gegen den Strom geschwommen'. Willemsen nickt."

[...]

"Aber das Godesberger Programm mit der Überschrift 'radikal' zu versehen, da ist Willemsen zu Recht sicher, das ist eine nachvollziehbare Turnübung, da denken dann alle: Huch! Echt, das steht da? Na, das klingt ja nach akutem Lafontaine! Denken wir nur an die SPD dieser Tage, ihren Bahn-Privatisierungs-Spagat, also, denk, denk, ist es denn die Möglichkeit, chapeau - radikal, das mal so zu sehen!"

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