Tuesday, March 31, 2009

Stewart: Nachschlag 2

The Daily Show hat schon recht früh die Finanzkrise ins Programm genommen. So beispielsweise am 23. Januar 2008:

The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Very Mad Money
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Und selbst Jim Cramer war mit der Voraussage über Bear Stearns schon mal im Programm, am 17. März 2008:

The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Broken Arrow
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Am Ende fehlt vor allem ja noch die direkte Auseinandersetzung zwischen Cramer und Stewart vom 12. März 2009, über die die New York Times schrieb: "[Stewart's] point was not to hear Mr. Cramer out, but to act out a cathartic ritual of indignation and castigation. [...] Mr. Stewart kept getting the last word, but Mr. Cramer may yet have the last laugh."

Intro:

The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Intro - Brawl Street: Get Ready to Buy Low! And Sell Die
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Und das dreiteilige Interview:

The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Jim Cramer Unedited Interview Pt. 1
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The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Jim Cramer Unedited Interview Pt. 2
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The Daily Show With Jon StewartM - Th 11p / 10c
Jim Cramer Unedited Interview Pt. 3
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Thursday, March 26, 2009

Open Access und Wissenschaft

Ein Hinweis auf einen schönen Artikel im perlentaucher von Matthias Spielkamp, der den Streit über Open Access über Wissenschaftspublikationen zusammenfasst und überzeugend kommentiert. Kernpunkt:

"Um in Zeitschriften solcher Verlage zu veröffentlichen, müssen Wissenschaftler in vielen Fällen den Verlagen die exklusiven Nutzungsrechte an ihren Artikeln abtreten. Das bedeutet, dass sie ihre eigenen Beiträge anschließend nicht mehr an anderer Stelle veröffentlichen dürfen, weder auf der eigenen Website noch der ihrer Universität. Ein Honorar erhalten sie dafür nicht; im Gegenteil, die Peer Review, also die Begutachtung der Forschungsergebnisse, übernehmen Wissenschaftler ebenfalls ehrenamtlich, also in den meisten Fällen auf Kosten ihrer Arbeitgeber. Also auf Kosten der Steuerzahler, wenn sie an öffentlich geförderten Institutionen arbeiten, wie etwa Universitäten. Der Steuerzahler zahlt, der Konzern schreibt Gewinne: Wer enteignet hier wen?

[...] So kostet ein Jahresabonnement des "Journal of Applied Polymer Science" mehr als 21.000 US-Dollar (zuzüglich Mehrwertsteuer) [...]."

Vielleicht füge ich noch etwas aus der Nutzerperspektive hinzu: Es vereinfacht das wissenschaftliches Arbeiten und Recherchieren ungemein, Zugang zu Open Access-Artikeln zu haben. Zugegeben unterscheide ich dabei nicht so sehr zwischen den Artikeln, die ich einfach so online finde, und jenen, für die ich mich bei meiner Unibibliothek anmelden muss, um sie von einem Portal dort herunterzuladen - aber diese Perspektive scheint vollkommen ignoriert zu werden, solange nur von den Produzenten geredet wird. Doch heißt es ja vor allem Open Access, nicht Open Publication.

Mir scheint die Publikation kein Selbstzweck. Vielmehr sollten Wissenschaftler daran interessiert sein, möglichst vielen Menschen einen Zugang zu ihren Arbeiten zu ermöglichen; wenn dies schon nicht durch eine immer verständliche Schreibweise geschieht (ich rede hier von den Geistes, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, von Naturwissenschaften habe ich keine Ahnung), dann eben wenigstens durch einen Zugang, der eine so geringe Hürde wie möglich darstellt.

Letztendlich ist es dasselbe Argument, das auch für die Micropayments von Zeitungsartikeln vorgebracht wird, das mir hier aber schlüssiger erscheint: Als Normalnutzer zahle ich keine 6 oder 24 Dollar oder Euro für einen Artikel (online oder über Bibliotheksbestellservices), von dem ich nur das Abstract und den Titel kenne. Dafür sind, sagen wir es offen, viele Artikel, besonders in extrem spezialisierten Zeitschriften, schlichtweg nicht gut genug und dienen scheinbar nur der Verlängerung der eigenen Publikationsliste. Und wohnt man nicht in großen Universitätsstädten mit gut ausgestatteten Bibliotheken, kommt man sehr schnell in genau dieses Dilemma.

Und wenn ich mir die Beschaffungspolitik der Berliner Universitätsbibliotheken so anschaue, wird mir einfach nur noch anders. Die einzelnen Bibliotheken stimmen sich nicht im entferntesten darüber ab, was da beschafft wird (zumindest scheint das so) - was zu dem Umstand führt, dass einige hochspezialisierte Veröffentlichungen, seien dies Zeitschriften oder Bücher, in mehreren oder allen, viele andere dafür aber in keiner der erreichbaren Bibliotheken zu finden sind. Für uns als Studenten wird es deswegen manchmal unmöglich, dem aktuellen Forschungsstand in bestimmten Feldern zu folgen. Ich kann es mir schlichtweg nicht leisten, 50 oder 80 Euro für Veröffentlichungen zu zahlen, selbst wenn sie hervorragend sind.

Insofern sollte die Diskussion vielleicht dahin gehen, wie Modelle entwickelt werden können, die erhöhte Geschwindigkeit und verminderten Hürden von Informationsübertragung für die Nutzer und die Produzenten gleichzeitig sinnvoll zu gestalten.

Wednesday, March 11, 2009

Stewart: Nachschlag 1

Vom 9. März


Vom 10. März

Monday, March 9, 2009

Warum Jon Stewart genial ist

Nach dem Analysten-Hackfleisch, das Jon Stewart verschiedentlich aus Börsenreportern gemacht hat (z.B. hier und hier) mal einen kurzen allgemeinen Lobgesang, denn er hat es so verdient.

Jon Stewart ist Host der Fake-Nachrichtensendung "The Daily Show" auf Comedy Central. Es ist, um dem Missverständnis gleich entgegenzutreten, keine Late-Night-Sendung. Auch wenn die Form sehr ähnlich ist, so ist Stewart doch beizeiten sehr viel politischer und schärfer. In Deutschland kenne ich kein Pendant. Was sehr schade ist.

Stewart hat aber bei allem, was er tut, immer eine Grenze, die er genau kennt und die er nicht überschreitet. Er respektiert jene Menschen besonders, die zu ihm kommen, obwohl er sich über sie und ihre Ansichten lustig macht; und nimmt diese sehr ernst in dem, was sie sagen. Was aber oft zu erstaunlichen Ergebnissen führt: So war Bill O'Reilly bei ihm, dessen Auseinandersetzung mit Barney Frank ich hier schon mal mit einem Video illustrierte.


Und Jon Stewart war auch schon mal beim O'Reilly-Factor:

Einen der großartigsten Auftritte hatte Stewart aber auf einer CNN-Talkshow, Crossfire, hier moderiert von Tucker Carlson und Paul Begala. Carson kam kürzlich auch mal hier vor (via Gawker):

Nur mal für einen Eindruck.

Sunday, March 8, 2009

Die Stunde des Stümpers

Internetkritiker Andrew Keen hat vor einiger Zeit der FAZ ein Interview gegeben. Da ich mich schon damals, als ich das Buch gelesen habe, furchtbar darüber aufregte, ist es vielleicht nützlich, seiner Kritik hier zu begegnen.

"Etablierte Zeitungen werden verschwinden. Andere wird es nur noch als Online-Ausgabe geben oder auf Lesegeräten, wie sie die britische Firma Plastic Logic demnächst in Dresden produzieren will. Auch die Literaturindustrie steht vor einer riesigen Herausforderung durch die Internetkultur. Für die Ära der Massenunterhaltung, für Hollywood, könnte sie gar das Ende bedeuten."

Ok, das mit den Zeitungen wird hier ja immer mal wieder behandelt, da ist er ja bei weitem nicht der einzige, der den Weltuntergang heranrücken sieht. Was genau an der Veränderung der Art und Weise, Zeitung zu lesen, schlimm sein soll, sagt er zwar nicht. Aber mich erheitert der letzte Satz: Keen ist meines Wissens der erste, der Hollywood zu Kultur erklärt. Bislang wurde von Kulturkritikern ja eher die Verdummung der Menschen durch die Seichtunterhaltung der Filmindustrie vorausgesagt. Auf einmal ist es also so, dass man diese vor den Internauten retten muss.

"Das Problem ist, dass sich viele Nutzer, besonders Jugendliche, blindlings darauf [was sie z.B. bei wikipedia lesen] verlassen. Wir müssen ihren kritischen Blick schärfen, ihre Medienkompetenz."

Unzweifelhaft. Aber Schrott stand noch in jedem Medium.

"[FAZ:] In Debatten haben Sie die politische Kultur im Internet mit jener des Kommunismus verglichen und Propaganda-Instrumente ausgemacht, die einem Goebbels gefallen hätten.

[Keen:] Das Internet ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Wir müssen wieder zu einer Kultur der Verantwortung finden."

What? Ich glaube, solche Äußerungen, Frage wie Antwort, verdienen keine ernsthafte Auseinandersetzung. Er fordert dann Betreiber von Blogs etc. auf, darauf hinzuwirken, dass Nutzer nicht mehr anonym bleiben können.

"Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut. Aber für Meinungen muss man auch Verantwortung übernehmen und zur Verantwortung gezogen werden können."

Gott sei Dank gibt es ja auch das Recht auf Ignoranz: Ich nehme Meinungen nur dann ernst, wenn ich einigermaßen weiß, von wem sie kommen.Und ich gehe relativ stark davon aus, dass das viele andere sehr ähnlich halten.

Danach fordert Keen die "Kultur" auf, auf das Internet zuzugehen und ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das mit der neuen Umgebung umzugehen weiß.

"Die Musikindustrie beginnt vielleicht schon zu verstehen, gegen die neue Kultur nur ankommen zu können, indem sie sich ihr zuwendet. Und findet zu ihren Wurzeln und Stärken zurück: zum Live-Erlebnis."

Also: indem sie sich abschafft, zum Beispiel. What? Zuletzt zu dem, was neben der Kultur seiner Ansicht nach am meisten leidet: die Expertenkultur.

"Es gibt viele Leute, die eine Wissensgesellschaft prophezeien. Der Großteil des sogenannten 'Wissens' im Internet aber ist banal und wenig verlässlich. Ich hoffe sehr, dass die 'knowledge economy'die Experten sucht – das wäre dann das Web der Generation 3.0. Garantien dafür aber gibt es nicht. In einem Internet, in dem es an jenen mangelt, die Fakten überprüfen und Qualität kontrollieren, gibt es keine Garantie für die Zukunft hochwertiger Bücher und Zeitungen."

Prophezeien? Normalerweise wird die diagnostiziert. Und bislang wird das Internet durch die extrem gestiegene Möglichkeit, sich Informationen zu beschaffen und diese eventuell zu Wissen weiterzuverarbeiten, eher als Förderer einer Wissensgesellschaft verstanden. Es ist so, als habe es früher nie Unsinn gegeben, der in Printpublikationen abgesondert wurde. Oh Gott, wieso gibt es keine qualifizierten Kritiker dieser Probleme? Dann müsste man sich ernsthaft über bestimmte Dinge Gedanken machen. Aber so...

Friday, March 6, 2009

Diskussion in der NZZ

Zwei Beiträge zu Journalismus und Internet in der NZZ. Zuerst Otfried Jarren, Medienwissenschaftler an der Uni Zürich. Er leugnet einen Zusammenhang zwischen den wirtschaftlichen Problemen eigentlich aller großen Verlage und dem Aufkommen des neuen Trägermediums Internet:

"Das vermeintliche Sterben dieser traditionellen publizistischen Riesen wird allerdings nicht im Kontext mit dem erheblichen Ausdifferenzierungsprozess im Bereich der gesamten medial vermittelten Kommunikation und den sich daraus ergebenden ökonomischen Folgen gesehen, sondern generell als Niedergang der Massenmedien gedeutet."

Dabei übersieht er (kann man das übersehen??), dass der "Ausdifferenzierungsprozess" der Angebote genau das meint: dass Universalmedien mit einem Publikum, das man tatsächlich als Masse bezeichnen kann, zu vom Aussterben bedrohten Dinosauriern werden. Das darf aber nicht passieren, schreibt Jarren:

"[M]oderne Gesellschaften sind auf die Institutionen der Massenmedien zur Realisierung ihrer öffentlichen Kommunikation angewiesen. Medial vermittelte Kommunikation ist immer eine organisierte Form der Kommunikation – und das setzt Organisationen, Rollenträger und aufseiten des Publikums die Kenntnis ebendieser sozialen Strukturen voraus."

Ich denke eher, dass moderne Gesellschaften sich dadurch weiterentwickeln, dass sie intensive Kommunikation pflegen - über welchen Weg auch immer. Außerdem ist das natürlich ein normatives Argument. Und der komplette zweite Satz bedeutet vor allem, dass Prof. Jarren nicht ausreichend mediensozialisiert ist, sonst würde er dem Publikum nicht die Kenntnis der Strukturen dieses neuen Mediums absprechen oder einsehen, dass all das für das Internet existiert und dieses eben deswegen eine Art Massenmedium ist.

Seine Argumentation wird dann immer absurder:

"Nur Angebote der Push-Medien sind potenziell in zeitlicher und sozialer Hinsicht für alle Rezipienten gleich verfügbar."

Dabei dürfte das FAZ-Abo mittlerweile deutlich teurer sein als eine Flatrate und der kostenfreie Bezug der New York Times sowie sämtlicher anderer Medien, die man gern konsumieren möchte, und zwar in dem Format, in dem man gern möchte, gern also auch als Push-Medium (z.B. als Newsletter).

Er schreibt dann:

"In der Debatte um die 'neuen Medien' dominiert – wieder einmal – ein naives Medienverständnis, weil die soziale Seite der Medien nicht gesehen wird. Medien sind nicht nur technische Vermittlungskanäle, sondern Organisationen mit eigenen Zielen und Interessen, institutionalisiert im Sinne kollektiver Regelsysteme, und sie sind eben auch komplexe Sozialsysteme. Die Massenmedien sind damit soziale Institutionen unserer Gesellschaft."

Der Fehler liegt wohl eher in der Definition dessen, was Jarren als sozial betrachtet: Dies ist eine einseitig senderorientierte Perspektive, angereichert mit etwas Systemtheorie und einem riesigen Schuss Normativität. Sozial bedeutet in diesem Falle vor allem, was der Leser will. Wenn den Leser die Ziele der Medien nicht mehr ausreichend motivieren können, sein Geld für sie auszugeben, dann kann das komplexe Sozialsystem einpacken. Und wenn Massenmedien eine Vernetzungsfunktion weit auseinanderliegender Sektoren der Gesellschaft erfüllen, bedeutet das noch nicht, dass nur sie das können. Und dann:

"Die Gesellschaftsmitglieder bedürfen der intermediären Instanzen, und deshalb gründen sie laufend neue und setzen für diese Ressourcen ein."

Eben! Das bestreitet doch Jarren aber mit Aussage, dass außerhalb der Massenmedien keine anderen Intermediäre möglich seien. Der Artikel wirkt also seltsam unfertig und nicht wirklich durchdacht.

Der zweite Beitrag von Ronnie Grob fordert nicht zu einer solchen Kritik heraus und ist eigentlich ganz angenehm zu lesen, wenn ich auch seine Ansicht der Dichotomie von Masse und Elite und die daraus sich ableitenden Konsequenzen nicht teile.