Tuesday, February 3, 2009

Umbruch in der Zeitungsbranche

Die großen Zeitungen müssen sparen. Der Online-Klatschtempel Gawker hat dazu aufgerufen, unsinnige Sparzwänge, die in Unternehmen (das ist keineswegs auf Verlage beschränkt) verhängt werden, zu melden. Diese werden dann, unter dem Label "Recessionomics", veröffentlicht. Unter dem Titel "Possibly The Most Enraging Newspaper Memo Yet" veröffentlichen sie die Richtlinien der South Bend Tribune. Der Herausgeber ("editor") weist darin an, nicht nur an ihn, sondern an mindestens vier weitere Herausgeber ein bis ins kleinste aufgeschlüsselte Liste der am Tage erledigten Aufgaben - selbst der kleinsten - sowie eine Liste der am nächsten Tag anstehenden Tätigkeiten. Es folgt dann eine Beschreibung in 375 Worten. Ziel ist die Steigerung der Produktivität.

Der Silicon Alley Insider hat berechnet, dass anstatt der jährlichen Kosten für Druck und Vertrieb der New York Times, die Zeitung jedem Abonnenten einen Kindle-Reader schenken könnte und noch enorm viel Geld übrig bleiben würde:

"Are we trying to say the the New York Times should force all its print subscribers onto the Kindle or else? No. That would kill ad revenues and also, not everyone loves the Kindle.

What we're trying to say is that as a technology for delivering the news, newsprint isn't just expensive and inefficient; it's laughably so."
(via Dirk von Gehlen)

In einem schönen Stück in der Zeit hat Gero von Randow über den geplanten Rettungsplan des französischen Präsidenten Sarkozy für die Branche geschrieben:

"Frankreich zahlt bereits die höchsten Pressesubventionen Europas, sie belaufen sich auf acht Prozent vom Umsatz. Dennoch geht es der Presse des Landes besonders schlecht. Was sich mitnichten nur auf die schlimmen Zeiten schieben lässt. [...] Herstellung, Verbreitung, Verkaufspreise, alles liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Folge: Fast nirgendwo verdient ein Zeitungsverkäufer so wenig wie in Frankreich. Ein Gesetz aus dem Jahr 1947 zwingt ihn überdies, jedes noch so kleine Blatt anzubieten."

Das alles war mir neu. Neben der Unterstützung für den Vertrieb der Zeitungen soll es auch Gratis-Abos für Minderjährige Leser geben. Anlässlich dieser Meldung hat der Tagesspiegel die Subventionslage in verschiedenen europäischen Staaten untersucht. Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Zeitungsverlage sagt dazu:

"Gleichwohl erwarten wir Zeitungen keine Subventionen vom Staat - wir erwarten aber gute Rahmenbedingungen!"

Bleibt die Frage, ob Zeitungen nicht, wie viele andere Unternehmungen, auch Objekt einer Art Image-Investement sein können: Corporate Social Responsability. Der Milliardär Carlos Sims hat 250 Millionen Dollar in die New York Times investiert (wie er sagt), um die 400-Millionen-Dollar-Umschuldung im Mai zu gewährleisten. Wäre doch aber eigentlich ganz nett, wenn sich ein großer Unternehmer eines profilierten Medienunternehmens annehmen würde. Dies stellt zwar die Unabhängigkeitsfrage. Gleichzeitig scheint es nicht undenkbar, dass das funktionieren könnte.

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